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Industrielle Computertomographie (CT) und Virtuelle Archäologie



Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege nutzt industrielle Computertomographie (CT), um Kulturschätze zu erforschen und zu restaurieren. Diese Technik ermöglicht zerstörungsfreie Einblicke in archäologische Funde, bevor mechanische Eingriffe vorgenommen werden, und bietet so einen entscheidenden Vorteil bei der Erhaltung dieser Artefakte. 

Zerstörungsfreie Analyse archäologischer Artefakte 

Die Bergung und Restauration archäologischer Artefakte erfordert erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen. Zudem ist es von größter Bedeutung, die Objekte während des Restaurierungsprozesses nicht zu beschädigen. Industrielle Computertomographie bietet hier einen klaren Vorteil, da sie ermöglicht, das Innere von Fundstücken zu analysieren, bevor Hand angelegt wird. Diese präzisen Einblicke sind essenziell, um festzustellen, wie ein Objekt am besten freigelegt und restauriert werden kann. 

Anwendung der Computertomographie in der Archäologie 

Moderne digitale Analysemethoden wie die industrielle Computertomographie, die auch in der Qualitätsprüfung und in materialwissenschaftlichen Forschungslaboren Anwendung finden, bieten in der Archäologie entscheidende Vorteile. Sie machen das Unsichtbare sichtbar und ermöglichen Restauratoren, Werkzeuge wie Spatel und Pinsel zielgerichtet einzusetzen. 

Dreidimensionale Visualisierung und Analyse 

Die industrielle Computertomographie zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sie 3D-Visualisierungen von komplexen Objekten ermöglicht. Diese virtuellen 3D-Volumendatensätze zeigen Details, die im klassischen Röntgenbild oft nicht erkennbar sind. Ein bedeutender Vorteil dieser Technologie ist, dass nicht nur stark absorbierende Materialien wie Metalle, sondern auch Materialien wie Faserreste, Keramik und Holz untersucht werden können. 

Mikrofokus- und Nano-CT-Technologie 

Mikrofokus- und Nano-CT ermöglichen die detaillierte Analyse auch kleinster Objekte. Restauratoren können so genau bestimmen, was sich unter der Oberfläche eines Fundes verbirgt. Die dreidimensionale Darstellung eines Artefakts als „Digitaler Zwilling“ erlaubt es zudem, den Originalzustand des Objekts zu dokumentieren, bevor es weiter freigelegt oder restauriert wird. 

Anwendung der CT-Technologie bei bedeutenden Funden 

Die industrielle CT-Technologie von Waygate Technologies kam bei zahlreichen spektakulären archäologischen Entdeckungen in Niedersachsen zum Einsatz. In Kooperation mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege wurden in den letzten Jahren verschiedene bedeutende Fundstücke in hochauflösenden Mikrofokus-CT-Systemen gescannt und erste Visualisierungen erstellt. Diese Vorgehensweise trägt wesentlich zur Erhaltung und Konservierung der Kulturschätze bei. 

Virtuelle Freilegung von Artefakten 

Ein bemerkenswertes Beispiel für die Anwendung der CT-Technologie ist die Untersuchung eines frühmittelalterlichen Sax-Schwertes aus der Varusschlacht. Die CT-Scans enthüllten Details, die bei der klassischen Röntgenuntersuchung nicht sichtbar waren, wie silberne Nieten und ein zusätzliches Messer unter dem Schwertgriff. Dank der präzisen 3D-Informationen konnte die anschließende Freilegung des Schwertes gezielt und schonend erfolgen. 

Virtuelle Restaurierung und Konservierung 

Die CT-Technologie ermöglicht es, korrodiertes Material und anhaftende Erde virtuell auszublenden, um metallische Objekte detailliert zu analysieren. Ein Beispiel hierfür ist ein in Sankt Andreasberg gefundenes Konglomerat von Bergeisen aus dem 16. Jahrhundert, das dank CT-Technologie genau untersucht und rekonstruiert werden konnte. Auch die Untersuchung einer korrodierten Münzrolle aus Westerloh zeigte, dass eine zerstörungsfreie Datierung der Münzen möglich war. 

Fortschritte in der Dendrochronologie 

Die CT-Technologie eröffnet auch neue Möglichkeiten in der Dendrochronologie, die bisher aufgrund ihrer zerstörerischen Natur bei einzigartigen Holzkunstwerken oder Musikinstrumenten nicht anwendbar war. Durch hochauflösende Scans können Jahresringe und Holzzellen sichtbar gemacht werden, wie es bei der Untersuchung keltischer Kultfiguren aus dem Jahr 127 v. Chr. der Fall war. 

Zukunftsperspektiven der industriellen CT-Technologie 

Die industrielle CT-Technologie hat sich in der Restaurierung archäologischer Artefakte als unverzichtbares Werkzeug etabliert. Sie ermöglicht detaillierte und zerstörungsfreie Analysen, die wertvolle Einblicke in den Zustand und die Zusammensetzung von Fundstücken bieten. Mit ihren fortschrittlichen Fähigkeiten trägt sie wesentlich zur Erhaltung und Dokumentation von Kulturschätzen bei und sollte daher in Museen und Restaurierungswerkstätten weiterhin verstärkt zum Einsatz kommen.